Unser kleinster gemeinsamer Nenner?

oder Der Kampf für Freiheit ist immer auch ein Kampf gegen die Polizei

1Am 29.Jänner 2016 findet der Akademikerball (ehemals WKR-Ball) wieder in der Hofburg statt und erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Auch wenn die Bedeutsamkeit des Balls als Vernetzungstreffen von Nazis unterschiedlichster Coleur in den letzten Jahren beständig abgenommen hat und es sich zusehends um eine reine Prestige-Veranstaltung handelt, wird es auch heuer wieder Demos, Proteste, direkte Aktionen usw. gegen dieses Event geben.

Offenbar braucht es in Wien immer ein Großevent, damit Leute gemeinsam Pläne schmieden und Angriffsziele auswählen. Ebenso wie bei den früheren Anti-Opernball-Aktionen fungieren die Widerständigkeiten gegen den Akademikerball als solch „vereinendes Moment“. Nach dem Ende der Anti- Opernballdemos etablierten sich die Aktionen gegen den Akademikerball als Nachfolgeveranstaltung im größeren Stil, zu dem jedes Jahr von verschiedensten Gruppen mobilisert wird – ungeachtet der inhaltlichen Differenzen – a lá der Kampf gegen Nazis ist unser kleinster gemeinsamer Nenner. Mir geht es an diesem Tag jedoch um etwas Anderes – denn einfach eine Demonstration „gegen Nazis“ oder „den WKR“ reicht mir nicht aus. Es geht um das Infragestellen und Angreifen von Autorität im Allgemeinen, die sich wie in diesem Fall in Nazis und Kiberei (als Schlägerbande des Staats) manifestiert.

Natürlich gibt es bei solchen Events durchaus auch andere Möglichkeiten, die sich uns eröffnen, als schlicht gegen Nazis zu „protestieren“ (oft symbolisch und mit bürgerlich-demokratischer Mentalität), die von der Kiberei ohnehin abgeschottet werden und für uns kaum zu erreichen sind. Ich habe diese „Groß-Events“ schon immer als Experimentierfeld gesehen, um unterschiedliche Arten von Angriffen gegen die Kiberei und ihre Infrastruktur zu verwirklichen und gemeinsame Erfahrungen auf dem Gebiet zu machen. Durch die schiere Menge an Leuten, die an diesem Tag unterwegs ist, herrscht teilweise Chaos und Verwirrung auf Seiten der Cops und dies gilt es auch heuer wieder zu nutzen.

Auch ist die Polizei durch die monatelange öffentliche Mobilisierung und die Vorbereitungszeit, die sie dadurch er halten, an diesem Tag vor allem in den Innenstadtbezirken gut aufgestellt und hat die Lage weitestgehend unter Kontrolle. Das zeigte sich auch letztes Jahr, als die „NoWKR“-Demonstration untersagt wurde (wegen angeblicher Gewalttaten, die von ihr ausgehen würden) und die meisten Leute dadurch kopf- und planlos durch die Stadt wanderten und sich durch das Demo-Verbot handlungsunfähig machen ließen. Die Cops sind an diesem Tag aber nicht überall in Wien so gut aufgestellt, es bietet sich für uns also an, konkrete Ziele zu wählen, auf die sie nicht vorbereitet sind und die sie dadurch umso mehr treffen. Mein Vorschlag ist nichts Neues und wurde im Laufe der Geschichte immer wieder von Revolutionären aufgegriffen : der konkrete, dezentrale Angriff auf Infrastruktur, organisiert von kleinen Gruppen und zwar dort, wo es am meisten wehtut. Konkrete, zerstörerische Attacken ohne Symbolgehalt und ohne sich den „Zeitplan“ von den Kiberern oder den Nazis vorgeben zu lassen.

Unser kleinster gemeinsame Nenner ist die Revolte gegen diese Welt der Autorität. Greifen wir an!