Was tun, wenn die Miete steigt?

Foto des in Graz kurzzeitig besetzten Haus im Oktober 2016

Ich will nicht lange drumherum reden, Miete ist scheiße: dass wir bezahlen müssen, um einen Raum zum Leben zu haben. Dass andere davon profitieren. Dass wir auf der Straße landen, wenn wir das Geld für die Miete nicht haben. Dass wir an den Stadtrand verdrängt werden und Reichere unsere alte Wohnung übernehmen. Alles scheiße! Durchschnittlich werden in Wien jeden Tag 7 Menschen aus ihrer Wohnung geworfen (weil sie zu wenig Kohle haben), während im selben Moment tausende Wohnungen und Häuser leerstehen. Gegenden werden gezielt „aufgewertet“, um zahlungskräftigere Leute anzusiedeln und das soziale Gefüge im Grätzl zu zerbrechen. Und die ärmeren werden in andere Gebiete und an den Rand gedrängt. So etwas sind zum einen keine Einzelschicksale und auch ist es keine in Stein gemeißelte Sache – wir können sehr viel dagegen unternehmen! Miete (und damit auch Räumungen) gibt es wegen der Profitlogik, die den uns verhassten Kapitalismus prägt. Die Häuser gehören oftmals Leuten oder Immobilienfirmen, die den größtmöglichen Gewinn aus ihren Häusern herauspressen wollen. Und meist besitzen vor allem die Firmen gleich dutzende Häuser in der ganzen Stadt – und andere haben gar nichts.

Wenn die Gerichtsvollzieher, Eigentümer und immer öfter auch die Bullen auftauchen, um Leute aus ihrer Wohnung zu vertreiben und das „Gesetz“ zu vollstrecken, dann geht das nicht immer so entspannt über die Bühne, wie sie das gerne hätten. Immer wieder gab und gibt es kleinere und größere Widerstände von den BewohnerInnen. Sei es, dass sie sich in ihrem Haus gemeinsam organisieren, dass Räumungen aktiv blockiert werden oder sie sonstwie aktiv werden und ihr Schicksal nicht einfach so hinnehmen wollen. Immer öfters kommt es auch zu sehr verzweifelten Taten, erst kürzlich hat ein Mieter in Wien beim Termin „seiner“ Räumung eine Gasexplosion mittels seinem Herd herbeigeführt. Einige Schlosser, die die Tür aufbrechen sollten, sowie der Gerichtsvollzieher wurden verletzt. Allerdings auch ein Kleinkind in der Wohnung nebenan sowie der Mieter selbst. Da solche Explosionen unberechenbar sind, kann nicht ausgeschlossen werden, dass Unbeteiligte verletzt oder getötet werden. Ich will mich auch gar nicht positiv auf diese Tat beziehen, es zeigt jedoch sehr deutlich, dass immer mehr Leute zu verzweifelten Handlungen bereit sind, um ihren Wohnraum zu verteidigen oder den Behörden ein Schnippchen zu schlagen.

Mir geht es nicht darum, einzelne „besonders schlimme“ oder „skrupellose“ VermieterInnen einzubremsen oder aufzuhalten, auch wenn diese natürlich eine individuelle Verantwortung tragen. Auch eine Begrenzung der Maximalmiete interessiert mich kaum. Ich will gänzlich ohne Miete leben und nicht nur mit einer geringeren. Mein Problem (was ist mit dir?!) ist der Kapitalismus und die Ausbeutung von Menschen durch andere Menschen. Und wie „hoch“ oder „extrem“ die Ausbeutung und damit die Herrschaft über Menschen ist, spielt für mich nur eine zweitrangige Rolle. Mein Problem ist, dass Leute Häuser besitzen und andere Leute darin wohnen und dafür bezahlen müssen. Mein Problem ist das Eigentum und all Jene, die es beschützen: von der Gesetzgebung über die Gerichte, von den Bullen bis zu privaten Securities und EigentümerInnen. Sie alle sind ein Problem für mich und damit meine Feinde.

Was können wir tun?

Eine wirkliche Lösung für die Problematik der Mieten kann nur eine soziale Revolution sein. Das heißt, die Zerstörung von Staat und Kapital, die Zerstörung von Herrschaft und Ausbeutung. Da so etwas nicht vom Himmel fällt, müssen wir uns gemeinsam mit Leuten organisieren, die ähnliche Ansätze und Zugänge teilen. Dass dies weder politische Parteien, noch linke oder rechte Sekten sein können, liegt auf der Hand: alle wollen lediglich ein Stück vom Kuchen des Profits und ihre Macht stärken oder erweitern. Wir müssen uns also eigenständig und direkt organisieren, um unsere Belange selber umzusetzen. Einen guten Anfang in diese Richtung machen Gruppen wie beispielsweise „Zwangsräumungen verhindern Wien“, die hauptsächlich im 15. Bezirk tätig sind. Einerseits bieten sie eine regelmäßige Rechtsberatung, sowie den Austausch von Informationen und Erfahrungen an, und andererseits werden Leute direkt unterstützt, die sich gegen ihre Räumung wehren wollen. Auch Blockaden und direkter Widerstand gegen Räumungen haben bereits in der Vergangenheit sowohl in Wien als auch international für Aufschub gesorgt, oder konnten die Amtshandlungen verhindern.

Allerdings ist ein rein legaler Zugang zu diesem Thema nicht sehr hilfreich: Nach dem Gesetz sind die Immobilienfirmen usw. selbstverständlich im Recht. Die Aufgabe des Staates ist es eben unter anderem die Eigentumsverhältnisse zu beschützen. Wenn wir uns also lediglich auf rechtliche Schritte einlassen, bewegen wir uns auf dem Terrain desselben Gesetzes, das für diese Scheiße verantwortlich ist. Ich lehne Gesetze grundlegend ab, weil sie meist meinen Interessen entgegengerichtet sind und mich unterdrücken. Außerdem bevorzuge ich es, selbst zu denken… Initiativen wie die oben genannte können jedoch ein Anfang sein, um mit Anderen ins Gespräch zu kommen, sich auszutauschen und auf Augenhöhe zu organsieren. Eine gute Möglichkeit also, um andere Rebellen und Rebellinnen kennenzulernen…

Hausbesetzungen – also die illegale Aneignung von leeren Häusern – scheinen mir in Kombination mit dem oben Genannten allerdings eine der besten Methoden zu sein, um direkt und gemeinsam mit anderen die eigenen Lebensumstände zu verteidigen und den Angriff auf die Logik von Eigentum und Unterdrückung zu wagen. Wie das beispielsweise unsere GefährtInnen in Graz mit mutiger Entschlossenheit im Oktober letzten Jahres taten (siehe Artikel „All Cops Are Targets“ in Revolte Nr. 11, November 2016). Auch wenn Besetzungen hierzulande oftmals nach wenigen Tagen von der Polizei geräumt werden, eröffnen sich dadurch doch neue Handlungsspielräume und eine Hausbesetzung handelt sich gewissermaßen um einen temporären Bruch mit dem Alltag, wo Leute zusammenkommen können um sich kennenzulernen und um gemeinsam zu kämpfen.