Wie mit dem Arbeiten aufhören in zehn Punkten

1. Es wollen. Alles was den Willen dazu stärken kann, ist in Erwägung zu ziehen. Jegliche gesundheitlichen Gefahren und insbesondere jene, für die Kreativität vermeiden: Unterwürfigkeit, mangelnder Elan, Vergütung.

2. Alles unterbrechen. Halbe Maßnahmen sind wirkungslos, bei der geringsten Lust nach Konsum wird der Arbeitende sein Quantum wieder erhöhen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass es einfacher ist, anstatt stufenweise aufzuhören, es ganz und auf einen Schlag zu tun.

3. Den Moment auswählen. Wenn möglich sofort. Die heutige Zeit, mit all dem austauschbaren Elend ihrer Lebensbedingungen, bietet sich besonders an. Entscheide dich in Folge einer Entlassung, wobei das unmittelbare Bedürfnis oft von selbst verschwindet, die Arbeit nicht wieder aufzunehmen.

4. Sich mit bevorzugten Personen umgeben. Es ist wirkungsvoll zusammen mit seinen Angehörigen, mit seinen Freunden oder mit seinen Arbeitskollegen aufzuhören, um einander psychologisch zu unterstützen. So kann häufig auch vermieden werden, in einer Stimmung von Angst zu leben (was spätestens während der Entgiftung zu vermeiden ist). Lass dein Umfeld wissen, dass es erleichtern kann, mit dem Arbeiten aufzuhören.

5. Die Versuchung beseitigen. Lass die Arbeit und ihr Zubehör (Auto, Fernseher, Wecker) aus deiner Umgebung verschwinden. Umgib dich nicht mit Uhren, weder auf dir noch sonst wo. Begib dich nicht in Situationen, in denen du die Gewohnheit hast, die Leere der toten Zeit mit einer beliebigen Beschäftigung (schlechte Lektüre, Kino, Shopping) zu füllen.

6. Das Bewusstsein und das Unterbewusstsein beeinflussen, durch Bekräftigung der eigenen Entscheidung mit dem Arbeiten aufzuhören und positives Beharren auf dem erwünschten Gewinn. Zögere nicht, mehrmals am Tag mit lauter Stimme zu wiederholen „ich entschied mich, mit dem Arbeiten aufzuhören und meine Gesundheit bessert sich Tag für Tag“ oder irgendeine andere positive Formel.

7. Tief durchatmen, um das Nervensystem zu entspannen und mit Sauerstoff zu versorgen. Tatsächlich verzehren die Nervenzellen eine vier mal höhere Anzahl Sauerstoff als die anderen Zellen des Körpers: Dies ist der Grund, wieso schlechte Luft besonders deprimiert. Mach drei bis vier tiefe Atemzüge, immer wenn du das Verlangen zu Atmen verspürst; langsam und die Lungen gut entleerend. Loszuziehen und die Luft zu wechseln ist herzlich zu empfehlen.

8. Jegliche Ausbesserungsangebote zurückweisen, um sich einzig der Gesamtheit zu widmen. Sprich durch die Zähne. Überbeanspruche den Enthusiasmus, vor allem während der ersten Tage; suche nach den aufregendsten Anreizen (brich mit allen sozialen Zügeln). Trinke genug zwischen den Mahlzeiten, um die Beseitigung der Düsterkeit zu fördern. Gib den gesünderen Aktivitäten vorrang: Denjenigen, an welchen du dich direkt beteiligst; den natürlichen, lebendigen Bedürfnissen und jenen, die reich an Genuss sind (Liebe); den vollkommenen Momenten, die reich an Befriedigung sind (Reisen, Feste). Die Siestas sind wichtig um die Nervosität zu vermeiden, die im Laufe der Entgiftung häufig ist. Dem kann man gewisse subversive Literatur hinzufügen, um während des Entgiftungsverlaufs dem sehr wichtigen Bedürfnis nach der Zerstörung des Systems entgegenzukommen. Reduziere den Stress, die Furcht und das Zögern…

9. Ausreichend schlafen. Lege dich spät nieder, denn die Stunden nach Mitternacht sind jene, in denen alles möglich ist.

10. Die Zirkulation radikalerer Ideen und ihre Überwindung fördern, um gegen die Ungewissheiten zu kämpfen, die während des Abbrechens der Lohnarbeit häufig ist.

Und wer siegreich bleiben will, weiß das erste Jobangebot zurückzuweisen.

(aus: „Gegen die Arbeit“, 1.5.2010, Zürich)