Kampf dem Faschismus

und jeder Form der Herrschaft

Am 11. Juni wollen die neofaschistischen Identitären wieder einen Aufmarsch abhalten. Unter dem Motto “Defend Europe” mobilisieren sie international um gemeinsam mit faschistischen Kamerden aus dem Ausland (zu den letzten Demonstrationen reiste das Pack aus Frankreich, Deutschland, Italien, Tschechien, Ungarn und der Slowakei an) für die Werte auf die Straße zu gehen, die ihrer widerlichen Weltanschaung zu Grunde liegen. Allem voran treten sie für das ein was sie im popfaschistischen Neusprech “Remigration” nennen. Das heißt die gewaltsame Verteibung all Derjenigen, die für sie nicht zum Volke gehören.Was sie schaffen wollen sind ethnisch reine Volksgemeinschaften in denen jede Individualität zu Gunsten des großen Kollektives des Volkes unterdrückt werden soll. Dies bedeutet, auch wenn sich die Faschisten immer wieder gerne versuchen sich als Verteidiger der “kleinen Leute” und als “Antikapitalisten” darzustellen, die Zementierung der herrschenden Klassenverhältnisse durch einen totalitären Staatsapparat und Intensivierung der kapitalistischen Ausbeutung durch autoritär-korporatistische Organisationsformen. Durch Terror und Indoktrinierung beabsichtigt der Faschismus Individuen zu schaffen, die für die Aufrechterhaltung und Ausweitung der Ausbeutung und Herrschaft funktional sind. Das heißt der faschistische Staat dringt in jeden Aspekt des Lebens ein und bricht mit Gewalt jeden Willen zur Selbstbestimmung.

Das Problem des Anti­Faschismus

Ja, wir sind Feinde des Faschismus in all seinen Ausdrucksformen. Aber wir identifizieren uns nicht mit dem Begriff des Anti-Faschismus und dem Großteil der Praxis, die damit einhergeht. Das bedeutet nicht, dass man unserer Ansicht nach die Faschisten ignorieren sollte. Wir betonen hier ganz klar: die Faschisten müssen mit verschiedenen Mitteln bei jeder sich bietenden Gelegenheiten angegriffen werden, dabei darf auch vor dem Mittel der Gewalt nicht zurückgeschreckt werden, denn die Gewalt ist das Wesen des Faschismus und daher auch die angemessene Antwort und die Sprache die er versteht.

Doch was ist der Anti-Faschismus? Er definiert sich ausschließlich über die Feindschaft gegenüber dem Faschismus, das heißt einer bestimmten Ausdrucksform der Herrschaft. Es wäre daher ein Fehler dem Anti-Faschismus an sich subversives oder revolutionäres Potential zuzuschreiben. Der Anti-Faschismus ist nunmal schlicht ein Sammelbecken, in dem sich alle möglichen Kräfte tummeln und sich miteinander verbünden, deren gemeinsamer Nenner die Feindschaft gegenüber dem Faschismus ist: von liberalen Demokraten, Unterstützern der Grünen Partei, Anhängern der Sozialdemokratie, radikalen Linken, AnarchistInnen, marxistisch-leninstischen Verteidigern staatskapitalistischer Herrschatfsregime, allen möglichen fahnenschwenkenden linken Verbänden, die sich gerne als Revolutionäre präsentieren (bei denen es sich allerdings meistens schlicht um Sozialdemokraten mit revolutionärem Anstrich handelt). Einer guter Ausdruck hiervon ist eine Parole die alle Anti-Faschisten zu lieben scheinen “Siamo tutti antifascisti“ (Wir sind alle Anti-Faschisten). Toll und was noch?

Wir denken, dass dieser Schulterschluss im Namen des Anti-Faschismus, der hier stattfindet, einen schweren Fehler darstellt. Wir sind Feinde jeglicher Herrschaft und daher sind wir auch Gegner von Teilen der selbst definierten Antifaschisten. Den Anhängern der Demokratie, die schlicht das Bestehende gegen die faschistischen Angriffe verteidigen möchten, die die Freiheiten der demokratischen Warengesellschaft loben, somit das Kapital umarmen und verteidigen. Den fahnenschwenkenden marxistisch-leninstischen Sekten, die sich als revolutionäre Avantgarde aufspielen, deren Perspektive es ist die Staatsmacht zu erobern und eine Diktatur des Proletariats zu errichten, Unterstützer und Verteidigern des von autoritären und mörderischen Regimes, die im Laufe der Geschichte tausende unserer Gefährtinnen dahingemetzelt haben. Wir sind Feinde des Kapitals und des Staates in allen seinen Ausprägungen, nicht nur der faschistischen sondern auch der linken. Daher ist es für uns wichtig für unsere fundamentalen Positionen einzustehen und sie nicht im Namen von Anti-Faschismus zu verwässern und uns auf den Schulterschluss mit den linken Fraktionen des Kapitals und den Verteidigern der Demokratie einzulassen. Diese Repräsen tieren schlicht eine andere Form der Herrschaft, die wir ebenso bekämpfen wie den Faschismus. Wenn wir allerdings diesen Schulterschluss kritisieren, dann nicht um allen die sich als Anti-Faschisten sehen abzustempeln, sondern um die revolutionären, antiautoritären Elemente der antifa schistischen Bewegung zur Reflexion anzuregen. Dies soll keine vernichtende Kritik sein, die vor den Kopf stößt, genausowenig wie wir einen gemeinsamen Kampf ausschließen wollen.

Jedoch dürfen wir den Kampf gegen den Faschismus auf keinen Fall loslösen von unserem generellen Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung. Wir finden es fatal wenn antifaschistische Gruppen, die sich selbst Revolutionäre nennen, in ihren Texten von der “Notwendigkeit die bürgerliche, kapitalistische Gesellschaft vor ihren eigenen Kreaturen zu schützen” sprechen. Der Faschismus ist Produkt der herrschenden Verhältnisse, die ihn immer wieder in unterschiedlichen Formen hervorbringen und als solcher ist er auch zu betrachten. Das heißt die Faschisten anzugreifen, ihre Organisationen zu zerschlagen, sprich zu verhindern dass sie an Kraft gewinnen muss als Teil des revolutionären Kampfes gegen Staat und Kapital betrachtet werden. Denn sonst bleiben auch diejenigen die von sich behaupten Feinde des Staates zu sein, an ihren Handlungen gemessen schlicht Verteidiger der Demokratie. Wir dürfen den Kampf gegen die demokratische Herrschaft nicht zugunsten des Kampfes gegen den Faschismus hintanstellen. Sich auf den Faschismus einzuschießen, während Tag für Tag die kapitalistische Ausbeutungsmaschine weiterläuft, währen die Demokratie Tag für Tag ihr repressives Arsenal ausbaut, bedeutet sich Tunnelblick zueigenzumachen der die Brutalität der alltäglichen Verhältnisse ignoriert. Personen und Strukturen erst dann in den Fokus der Kritik und des Angriffs zu rücken, wenn sie als faschistisch charakterisiert werden können, bedeutet den herrschenden Normalzustand zu akzeptieren und ausschließlich die übelsten Ausdrücke und die hässlichste Fratze der Herrschaft anzugreifen.

Der Kampf gegen den Faschismus muss zweifellos geführt werden. Wir werden uns defintiv daran beteiligen, auf die Art und Weise die unsere anarchistische Kampfesweise auszeichnet: selbstorganisiert, autonom, kompromisslos gegenüber jeder Form der Herrschaft und mit Fokus auf den direkten Angriff. Wir denken, die Faschisten müssen in ihrem gewohnten Umfeld direkt angegriffen werden, dass es am besten ist sie da zu überraschen wo sie es nicht erwarten und ihnen nicht nur dann offensiv zu begegnen wenn sie ihre Kräfte gebündelt auf die Straße bringen und von den Drecksbullen abgeschirmt und mit Gewalt verteidigt werden. Wir denken, dass die Ausweitung der direkten Angriffe auf Personen und Strukturen des Faschismus der Weg des effektiven Kampfes ist. Ein Beispiel wie dies aussehen kann zeigt ein jüngst in Graz stattgefundener Angriff auf die Privatwohnung eines Mitglieds der Identitären. Dabei wurden die Scheiben mit Steinen eingeworfen und gefolgt von Farbe, die der Wohnung einen neuen Anstrich verlieh. Den Faschisten muss in ihrem Alltag vermittelt werden, was es für sie bedeuten kann zu versuchen, eine Bewegung aufzubauen.

Wir denken allerdings nicht dass der Kampf gegen Faschismus eine Perspektive für einen revolutionären sozialen Kampf bietet. Er bleibt ein Kampf auf einer politischen Ebene, losgelöst vom Alltag der Menschen. Da er nicht Ausdruck und Verwaltungsform der bestehenden Herrschaft ist bietet er wenig revolutionäres Potential. Als Revolutionäre sollten wir unsere Energie auf Kämpfe richten, die die bestehende demokratische Herrschaft radikal in Frage stellen und die das Potential haben sich unter den Ausgebeuteten zu generalisieren. Ansonsten kann es uns leicht passieren eine Form der Herrschaft gegen eine andere zu verteidigen, was definitiv nicht in unserem Interesse liegt.