Derzeit dringen vermehrt Nachrichten über revoltierende Gefangene aus der Justizanstalt Josefstadt, deren beschissene Haftbedingungen und chronische Überbelegung durch periodische Skandale bekannt sind, nach draußen. Wie auch immer, die Haftbedingungen stehen bei meiner Kritik an den Kerkern nicht im Vordergrund, auch wenn diese natürlich oft die Anlässe für Revolten darstellen.
Die Gefängnisse stellen eines der wichtigsten Standbeine der herrschenden Ordnung von Staat und Kapital dar. Diese Ordnung dringt in jeden Bereich des Lebens mit ihren Regeln und Normen ein, doch die Gesetze selbst wären ohne das zu ihrer Durchsetzung notwendige Repressionsarsenal bloß leere Worte, die man mit Hohn ignorieren könnte. Für Jene, die sich nicht an die Spielregeln des Rechtsstaats halten, die das Regelwerk nicht respektieren, in das die Bürokraten ihr Leben einzwängen wollen, die praktisch das Gewaltmonopol des Staates in Frage stellen, und die nicht zuletzt die Ordnung des Eigentums angreifen, braucht der Staat Institutionen der Einsperrung, die Gefängnisse und Psychiatrien. Diese dienen zur Disziplinierung, dem Brechen des Willens, im demokratischen Neusprech „Resozialisierung“ genannt, und auch schlicht einer Verwaltung des für das System nicht nutzbaren Menschenmaterials.
Als Anarchist werde ich dies niemals akzeptieren, und mich wo möglich den Augen des Staates entziehen, die Reglementierungen und Moral des Staatsbürgertums hinterfragen und angreifen, nicht um die Illegalität zu idealisieren, sondern um nach meiner eigenen Ethik zu handeln und um diese Gesellschaft der Autorität und Ausbeutung zu sabotieren. Im Bewusstsein, dass somit der Schatten des Gefängnisses auch drohend über mir liegt und dass eine Welt der Freiheit nur auf den Trümmern der Gefängnisse errichtet werden kann, freue ich mich über jeden Angriff auf seine Strukturen, die Knechte des Staates, die sich entschlossen haben die Repression zu vollziehen, über jeden Funken der Revolte, die den Normalvollzug dieser Anstalten der Willensvernichtung stören.
So freut es mich zu hören, dass am 16. Oktober ein Häftling in der Zelle Feuer legte, die in Folge komplett ausbrannte und einen Teil des Gefängnisses temporär unbrauchbar machte. Der Vorfall endete mit 11 verletzten Justizwachebeamten. Schon eine Woche zuvor hatte ein Mann in seiner Zelle Feuer gelegt und die anrückenden Beamten mit Messern angegriffen. Am 2. November kam es zu einem weiteren Angriff, bei dem ein Gefangener 3 Justizwachebeamten ins Krankenhaus beförderte.
Am 4. November führten die Bullen eine Übung in der Josefstadt durch, bei der 220 Justizwachebeamten und 50 weiteren Strafvollzugsbedienstete, 40 Beamte der Landespolizeidirektion Wien und 35 Beamte der Sondereinheit EKO Cobra beteiligt waren. Es wurde das Vorgehen bei Geiselnahmen, Bombendrohungen und das Räumen von Gefangenenabteilungen gegen den Widerstand von Gefangenen trainiert. Ob dies klar in Zusammenhang mit den aktuellen Vorgängen im Gefängnis Josefstadt steht oder einfach präventiv geschieht kann ich nicht beurteilen. Jedenfalls bereitet sich der Staat im Moment vermehrt auf unkontrollierbare Situationen vor.
Auf dass es den Bullen, trotz ihrer Vorbereitungen nicht gelingt das Feuer der Revolte zu ersticken, drinnen wie draußen!