Wo sind die Jugendlichen?

Polemische Überlegungen

Auf der Demo gegen den 12-Stundentag, an der sich laut unterschiedlichen Meldungen über 100.000 Menschen beteiligt haben, soll sich folgende Geschichte ereignet haben.

Er ist ein älterer Herr und lebt sei Jahren in Wien. Er ist Grieche und nimmt zusammen mit seiner Tochter und deren Freunden an der Demonstration teil. Nach einiger Zeit fragt er seine BegleiterInnen: „Wo sind die Jugendlichen, die die Polizei mit Molotov-Cocktails angreifen? In Griechenland würde so etwas nicht passieren. Da würden die Leute auf die Straße gehen und die Polizei angreifen. Wer soll denn sonst Widerstand leisten gegen diese Dinge?“ Und was soll man dazu sagen? Er hat einfach recht…

Als mir diese Geschichte erzählt wurde, war ich beschämt, wie so oft, wenn es um die österreichische Mentalität von Lethargie, Feigheit und Pragmatismus geht. Denn ich frage mich auch, wo ist die rebellierende Jugend in Österreich? Ich kann sie nämlich nicht sehen! Ich sehe nur sich breit machende Selbstzufriedenheit und Konkurrenzkampf, um die besten Plätze im Kapitalismus. In ihrem Denken sind so viele, die eigentlich das Abenteuer der Jugend genießen sollten so konservativ, als wären sie schon in den 40ern, obwohl sie von ihrer äußerlichen Erscheinung eher aussehen, als würden sie noch in die Hosen scheißen. Es ist schwer vorstellbar, dass der von Konsum, smarter Kultur und Lifestyle geprägte Idealtyp des heutigen Jugendlichen zur Revolte fähig sein soll.

Vielleicht leben wir in einer umgedrehten Welt und die Verwirrung ist eine der gängigsten Taktiken des kapitalistischen Spektakels. Oder wie Guy Debord in der Gesellschaft des Spektakels schrieb: In der wirklich verkehrten Welt ist das Wahre ein Moment des Falschen.“ Vielleicht ist ‚Dafür‘ das neue ‚Dagegen‘? Vielleicht ist die Anpassung der neue Widerstand? Nichts als ein weiterer Trend der die Leere des Lebens befüllen soll…