[Graz] Dunkle Zeiten an der Mur

Die Ablehnung des Profiteifers und der Unterdrückung, die sich am Bau des Murkraftwerks seit Anfang 2017 mit dem Widerstand gegen die Baumrodungen verdeutlichen, konnten weder durch die Repressionsfälle zerschlagen noch im Sog des Alltags befriedet werden. Immer wieder zeugen direkte Aktionen vom Kampf an der Mur – die dunkle Nacht wirft ihnen einen Mantel über, während bei Tageslicht ein Bild der Wut und Angriffslust zutage tritt.

Seitdem der Happeningcharakter der Aktivist_innengruppen abgeflaut ist und nur mehr müde Mahnwachen und Kreuze an den, teils abgeholzten, Bäumen vom breiten Protest berichten, haben sich Individuen und Gruppen dazu entschlossen ihren Kampf in der Nacht weiterzuführen. Daraus entstanden mehrere sichtbare Aktionen für Bewohner_innen, die oft nur wenige (verzerrte) Zeilen in den Mainstreammedien füllen. Wir wissen nur von einigen Anschlägen. Anscheinend gibt es eine Absprache dahingehend, den Protest (wie schon so oft) medial auszublenden, während mit Baggern und Kränen alles zu Baugebiet erklärt wird, was diese unter sich begraben können. Menschen, die an der Mur leben und wohnen, sind täglich Zeug_innen dieser Verwüstung und Landnahme.

Nach dem Farbanschlag im Februar, bei dem mit Lack gefüllte Christbaumkugeln einen Schaden von 80.000 Euro an einem Bagger verursacht haben sollen, durchdringen weiterhin Aktionen das Dickicht des Vertuschens und Verschweigens und gelangen an die Öffentlichkeit: Plakate, die die verantwortlichen Firmen auflisten oder die „grüne“ Energiegewinnung hinterfragen schmücken das Murufer seit geraumer Zeit. Mitte April lässt sich ein brennender Teleskopkran nicht mehr ignorieren. Passanten entdecken die ausgebrannte Baumaschine. An einer anderen Maschine findet die Polizei einen weiteren Brandsatz.

Zuletzt ging Ende April die Information herum, dass in Wien eine PORR-Baustelle sabotiert wurde, indem sich Farbe auf drei Baumaschinen verteilte und Zucker im Tank vermutlich für einen Motorschaden sorgte. Eine Aktion, die mit Gruß an Graz versehen war und Solidarität an die französische ZAD schickte. Beides Bauprojekte, die mit der Firma PORR abgewickelt werden.

Es scheint eine unausgesprochene Übereinkunft zu geben Aktionen nicht mit Bekennungen an die große Glocke zu hängen. Wie viele Aktionen es wohl sein mögen, die jede Nacht unter der medialen Wahrnehmungsgrenze passieren?