Banküberfall in Aachen

Solidarität mit den inhaftierten GefährtInnen

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Am Morgen des 14. November 2014 betrat eine Gruppe von bewaffneten Personen die Filiale der Pax-Bank im westfälischen Ort Aachen. Die Angestellten werden gefesselt und der Tresor der Bank um mehrere hunderttausend Euro erheblich erleichtert. Danach verlässt die Gruppe die Bank und entkommt unerkannt. Die ermittelnde Behörde verbindet diese Bankenteignung mit zwei weiteren, die in den Jahren zuvor in der gleichen Stadt stattfanden, und laut den Bullen nach ähnlichem Muster abliefen. Nach dem Überfall starten Bullen eine Medienkampagne, die zur Denunziation verleiten soll. Sie veröffentlichen Details der Überfälle und setzten tausende Euros Belohnung für Hinweise aus. Es werden Phantombilder, Bilder von Überwachungskameras und in der Umgebung des Tatorts zurückgelassener Kleidungsstücke in Umlauf. Doch die Hinweise bleiben aus…

Doch natürlich setzt das LKA bei seinen Ermittlungen nicht nur auf die Mithilfe denunziatorischer Bürger, es bedient sich auch der modernen Ermittlungstechnologien, die ihm zur Verfügung stehen. Am Tatort und an den in der Umgebung gefundenen Gegenständen werden genetische Proben(DNA) genommen. Und nachdem es in der nationalen Datenbank keine Übereinstimmung gab, wurden die Proben auf der Suche nach möglichen Übereinstimmungen in den Datenbanken anderer Staaten international verschickt. Die katalanische Polizei antwortet auf das Gesuch des deutschen LKA: Eine DNA-Spur die auf einer Perücke, die nahe der enteigneten Pax-Bank in Aachen gefunden wurde stimmt angeblich mit einem Eintrag in ihrer Datenbank, einer Spur auf einem Handschuh, der 2009 nach einer direkten Aktion in Barcelona gefunden wurde,  überein. Ab diesem Punkt startet eine Kooperation der Polizeibehörden, bei den weitreichende Ermittlungen innerhalb der, wie es die Presse bezeichnet, „Besetzerbewegung der extremen Linken in Barcelona“. Im Zuge dieser Kooperation wurden auf hinterhältigste Art und Weise genetische Proben gesammelt, die dann leider auch zur Verhaftung zweier GefährtInnen in Barcelona führten.

Am 13. April führte die katalanische Polizei Hausdurchsuchungen in zwei Privatwohnungen und einem besetzten Haus durch, die mit der Verhaftung einer Gefährtin endeten. Die Grundlage des internationalen Haftbefehls der hier exekutiert wurde, war eine DNA–Probe die, die Bullen heimlich von einer Bierdose entnahmen, die die verhaftete Gefährtin auf der Straße zurückließ. Am 21. Juni stürmten bewaffnete Bullen ein weiteres Haus in Barcelona und verhafteten einen weiteren Gefährten. Diese Verhaftung erfolgte auf Basis einer DNA-Probe, die die Bullen bei einer vorgetäuschten Alkoholkontrolle, vom Mundstück des Alkoholtestgerätes nahmen. Nachdem die beiden einige Zeit unter schärfsten Bedingungen in spanischen Knästen eingekerkert waren, wurden diese auf Gesuch der deutschen Behörden nach Aachen ausgeliefert und sitzen aktuell dort im Knast. Eine weitere Gefährtin wurde bereits letzten Sommer an der griechisch-bulgarischen Grenze verhaftet und nach Aachen ausgeliefert. Ihr wird vorgeworfen im Jahr 2013 an einer Bankenteignung in Aachen beteiligt gewesen zu sein, einem der Überfälle, welche die Bullen mit dem auf die Pax-Bank in Verbindung setzten. Aus Mangel an Beweisen wurde sie nach etwa einem halben Jahr Untersuchungshaft wieder freigelassen. Doch die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren wieder aufgerollt. Aktuell ist die Gefährtin in Amsterdam, ihr wurde der Pass entzogen und sie muss sich einmal pro Woche auf der Bullenstation melden. Am 1. September fand eine Gerichtsverhandlung über ihre Auslieferung nach Deutschland statt.

Die Frage der Schuld, die Frage ob unsere verhafteten GefährtInnen an den Enteignungen beteiligt waren oder nicht, spielt für uns keine Rolle. Wir weigern uns uns diese Logik der Knechte des Staates und der herrschende Ordnung zu eigen zu machen. Als Feinde des Staates und des Kapitals haben wir unsere eigene Ethik nach der wir in unseren Kämpfen handeln, und diese steht klarerweise im Widerspruch zur Logik der Justiz und des Gesetztes, die in der Aufrechterhaltung des bestehenden Ausbeutungs- und Herrschaftssystems, dessen Zerstörung unser Ziel ist, ihre Aufgabe haben. Wir stehen Seite an Seite mit jenen, die sich entscheiden keine Sklaven des Bestehenden zu sein, nach ihren Ideen handeln und zur Aktion, zum Angriff auf diese Gesellschaftsordnung übergehen.