Die österreichische Nation…

Krieg beginnt hier – und hier ist er auch zu stoppen!

Am 26. Oktober ist ja bekanntlich der österreichische Nationalfeiertag. Gefeiert wird neben der sogenannten „Neutralität“ Österreichs – und der Nation Österreich – der Abzug der letzten Besatzungstruppen vom österreichischem Territorium nach 1955. Zu diesem Anlass findet alljährlich eine Leistungsschau am Wiener Heldenplatz statt, bei der staatliche Institutionen wie Polizei, Spezialeinheiten und Bundesheer ihr Gerät ausstellen, ihre neuesten Technologien präsentieren und sich als die beliebtesten Leute im ganzen Land präsentieren wollen. Aber auch einzelne zivile Firmen stellen ihr Zeug aus, vornehmlich solche, die in der Rüstungsindustrie tätig sind. Bei Würstel, Bier und Zuckerwatte wird die „Neutralität“ Österreichs gefeiert was das Zeug hält und da stören die Panzer, Maschinengewehre und Raketenwerfer im Hintergrund kaum. Alles neutral.

Gerade in letzter Zeit war immer wieder in den Medien zu lesen, welch enorme Bedrohung z.B. von Nordkorea und seinem Anführer Kim Jong-Un ausgehen würde. Nordkorea rüstet atomar auf – und das nicht erst seit gestern. Dass der Führer Vernichtungsphantasien gegenüber seinen Nachbarn hegt, ist allseits bekannt und er macht daraus auch kein Geheimnis. Tatsächlich ist die Bedrohung, die von Nordkorea für den Rest der Welt ausgeht, eine große. Doch was in dieser Debatte oftmals nicht erwähnt wird, ist dass Nordkorea bei weitem nicht das einzige Land mit einsatzbereiten Nuklear-Sprengkörpern ist – unter anderem sind das China, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Russland, Indien, Pakistan, Israel und eben die USA. Und solange auch nur eine einzige Nation Atomwaffen besitzt, fühlen sich andere Nationen ebenfalls dazu gezwungen, solche zu besitzen. Das alles gab es schon mal und nannte sich Kalter Krieg, also das Hoch- und Wettrüsten vor allem von Russland und den USA. Es ist also alles in allem etwas verzwickter, als lediglich den Besitz von Atomwaffen eines speziellen Landes zu kritisieren, wie dies oft geschieht.

Wir sind AnarchistInnen und damit gegen den Krieg, egal ob atomar oder „herkömmlich“. Was uns allerdings mehr interessiert, ist die Frage, was konkret dagegen unternommen werden kann – und da ergeben sich meiner Meinung nach zwei Perspektiven, die ich hier kurz behandeln möchte: den Kampf gegen Nationalismus/Militarismus und die konkrete Sabotage, bzw. den Streik.

Kampf gegen Nationalismus und Militarismus

Die Grundlage eines jeden Krieges, der immer von den Herrschenden gestartet wird („die Diplomatie hat versagt“) ist die Vorbereitung und das aktive Begeistern der Bevölkerung für den Krieg. Das lässt sich im übrigen auch im Moment in Nordkorea beobachten. Die Herrschenden versuchen durch geschickte Propaganda, Medien und (immer wichtiger) in sozialen Medien ein Klima der permanenten Bedrohung zu schaffen. Und zwar von der Bedrohung von Innen („Staatsfeinde, TerroristInnen) als auch von Außen (andere Länder, „Flüchtlinge“, IS…). Dies ist gekoppelt mit einer Propagandaoffensive gegen eben jene Feinde und Feindinnen, sie werden in der öffentlichen Debatte diskreditiert und angefeindet. Gleichzeitig werden Budgets für Polizei, Heer und „Katastrophenschutz“, usw. enorm erhöht (Stichwort Sicherheitsmillarde in Österreich) und es wird versucht, einen Konsens herzustellen, dem der Großteil der Bevölkerung zustimmt: wir brauchen Sicherheit, wir brauchen mehr Polizei, wir müssen uns verteidigen (können), etc. Ich denke, dass es die Aufgabe von AnarchistInnen und Antiautoritären sein muss, diesen Konsens zu brechen und zwar so, dass alle Welt es mitbekommt. Denn die Grundlage für Krieg ist (neben den technischen Kriegsgeräten) eben jener Konsens, der die Bevölkerung blind macht und sie für die Belange der Herrschenden gewinnt, obwohl jeder Krieg auch immer in gewisser Weise gegen die eigene Bevölkerung gerichtet ist (Zwangsrekrutierungen, enorme Strafen für Ehrverletzungen und Desertion, …) und somit entgegen unserer Interessen. Wir wollen mit diesem militaristischen Konsens brechen und benötigen auch keine Nation – denn „die Nation“ ist eine konstruierte Angelegenheit, die lediglich den Interessen der Herrschenden dienen kann. Wir jedoch haben unsere eigenen Interessen…

Sabotage und Generalstreik

Wenn wir die (Kriegs-)Geschichte näher betrachten, finden sich in jeder zeitlichen Epoche und in jedem Krieg Akte der Sabotage, also der bewussten und absichtlichen Störung oder Zerstörung von Kriegsinfrastruktur, Straßen und Gleisen, Waffen und Munition und teils sogar direkte Angriffe von Teilen der Bevölkerung gegen das „eigene“ Militär. Wenn wir uns nun erneut die Situation in Nordkorea vor Augen holen, können wir uns vorstellen was ein Verrückter wie Kim Jong-Un alles anrichten kann. Aber das kann er nicht alleine. Kriegsinfrastruktur ist enorm komplex und befindet sich nicht nur an der Front. Auch im „Hinterland“ gilt es, Kraftwerke und Fabriken weiterzubetreiben, Nahrungsmittel und Kleidung müssen hergestellt werden, Reparaturen sind notwendig, usw. Und in all diesen Betrieben und Bereichen arbeiten Leute, die auf vielfältige Art und Weise etwas Sand ins Getriebe der Kriegsmaschine streuen können: Arbeitsverweigerung, Blau-machen, langsam und mit schlechter Qualität arbeiten, Sachbeschädigung, Diebstahl von Produktionsmitteln, Streik, Straßenblockaden, Agitation, Feuer legen, Maschinen zerstören, … Wenn wenige Herrschende Krieg treiben wollen, um ihre Profite zu erhöhen und ihre eigenen Interessen zu befriedigen, schreien sie immer nach „dem Volk“, das zu den Waffen greifen soll. Und wenn dieses „Volk“ nun die gesamte Kriegsmaschine lahmlegt, ist mit Kriegseinsätzen nicht viel los. Diese Formen der Sabotage und des Streiks können vielfältig sein, sie brauchen aber eben ein gewisses Maß an Bewusstsein darüber, wie viel Macht in den Händen der ArbeiterInnen liegt – dieses Bewusstsein hängt sehr stark mit dem Kampf gegen Militarismus und Nationalismus zusammen und kann nicht getrennt voneinander betrachtet werden. Deshalb müssen die Agitation und die Sabotage auch immer Hand in Hand gehen.

Der Kampf der ArbeiterInnen um Freiheit(en) und gegen den Krieg muss zwangsläufig ein internationalistischer sein. Denn wenn wir uns lediglich auf die eigenen Ländergrenzen beschränken, ist es ein Leichtes für die Herrschenden, Revolten, Aufstände und Streiks niederzuschlagen, ohne dass es zu nennenswerten Solidarisierungen auch im Ausland kommt.

Beispielsweise arbeiten auch in Österreich mehrere tausend Menschen direkt oder indirekt in der Herstellung von Munition, Waffen, Fahrzeugen, Software, … diesen kann nur wärmstens ans Herz gelegt werden, besser heute als morgen ihre Arbeit niederzulegen.