Viel Rauch um nichts…

Eine Diskussion, die Zeitungs- und Internetseiten in den letzten Monaten vermehrt strapaziert hat, ist die geplante Änderung des sogenannten ‚Tabak- und Nichtrauchergesetzes‘ durch die neue Koalitionsregierung aus ÖVP und FPÖ. Argumentiert wird, dass die österreichische Gastronomie unter der Verbannung der Raucher aus den Lokalen leiden würde. Deshalb hat sich die FPÖ schon seit längerem um eine Gesetzesänderung angenommen, allen voran H.C. ‚Tschickhazer‘ Strache. Dass eine Diskussion, die so sinnentleert und flach ist wie diese, in Österreich jede Menge Staub aufwirbelt, scheint fast schon vorprogrammiert zu sein.

Nicht ohne meine Tschik!

Wir werden in der heutigen Zeit von allen möglichen Dingen oder Handlungen abhängig gemacht. Ober besser gesagt, wir machen uns selbst davon abhängig. Ich bin nicht für totale Enthaltsamkeit von allem was Spass, Genuss, Rausch, etc. bereitet. Ganz im Gegenteil, ich halte einen gesunden Hedonismus für überaus wichtig, auch wenn die ganze Welt um mich herum zusammenbricht, ich lasse mir nicht vorschreiben was ich zu tun und zu lassen habe. Jedenfalls nicht durch gesellschaftliche Normen oder staatliche Gesetzgebung. Ich entscheide selbst was für mich gut ist und versuche soweit es geht mit anderen solidarisch umzugehen und mit jenen die dazu bereit sind zu kooperieren und mich auszutauschen. Das heißt, ich kann mich mit anderen auch ganz ohne ‚Vermittlung‘ einigen. Ich kläre meine Probleme am liebsten selber, ohne dass es eine Instanz gibt die Konflikte zwischen mir und anderen versucht zu schlichten. Wenn ich mit jemanden nicht übereinstimme, dann sage ich ihm vielleicht, dass er ein Arschloch ist. Aber ich werde nicht versuchen, ihn durch Gesetze zu einer Handlung zu zwingen, die mir angenehmer ist. Wenn aber auf mich Zwang ausgeübt wird, dann ist mir auch das Mittel der Gewalt recht, um mich zu befreien. Ich bin für die Selbstermächtigung des Individuums. Und Selbstermächtigung heißt für mich auch, dass ich nicht nach unten trete, sondern meinen Widerstand an jenen orientiere, die versuchen mich zu unterdrücken. So etwas nennt man ‚Stolz‘, ihr autoritätshörigen Vollidioten! Vielleicht habt ihr davon schon mal gehört…?

Was mir aber auffällt, ist dass wir uns immer mehr abhängig machen. Von allen nur erdenklichen Dingen und Zuständen, von Sicherheiten die unser Leben bestimmen und ohne die wir nicht mehr auskommen können oder wollen. Und damit meine ich nicht nur Drogen, Alkohol oder Zigaretten. Zucker und Fett, Sexualität die sich immer mehr am Konsum orientiert, die Benutzung von digitalen Medien, Smartphones, ganz grundsätzlich Konsum und Kaufen kaufen kaufen was die Kohle hergibt. Mal ganz im ernst, ein Leben ohne Internet und Smartphone ist doch für die meisten von euch gar nicht mehr vorstellbar oder? Genauso wenig wie die Haltung, sich sein Leben selbst zu organisieren und mit anderen in Konflikt zu treten wenn‘s sein muss. Nein ihr holt gleich mal die Bullen, zeigt euch gegenseitig an und verklagt jeden der euch nicht passt. Deshalb ist Österreich auch so ein armseliges Drecksland!

Jede Abhängigkeit dient zur Kontrolle der KonsumentInnen. Wir werden dadurch erpressbar, denn wir benötigen die finanziellen Mittel um uns unseren Konsum auch morgen noch zu garantieren und in einer breiteren Betrachtung müssen wir uns auch darüber Gedanken machen welche politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Meinungen wir vertreten um unserem Anspruch nach dem ‚Gift‘ auch weiterhin entsprechen zu können. Oder aber, alle diese Dinge und Unannehmlichkeiten der bösen Welt da draußen von uns fern zu halten.

Ich denke, um frei handeln zu können, ist es schön Dinge zu genießen, aber ich bin dagegen mich von irgendetwas abhängig machen zu lassen. „Ich brauche…“, sollte nicht mehr unser Handeln bestimmen.

Der politische Aspekt

Ich frage mich ja schon, warum diese ganze Raucher/Nichtraucherdiskussion für so viel Aufsehen sorgt, während so viele andere offensichtliche Schweinereien stillschweigend ertragen werden. Vielleicht ist die Antwort auch ganz einfach: Es ist eine Ersatzdiskussion! Denn wenn es darum gehen würde die amtierende Regierung zu kritisieren, dann würden mir so viele andere Punkte einfallen, die ich wirklich zum kotzen finde, bevor ich mich an dieser Raucher-Nichtraucher-Debatte aufhängen würde. Doch vielleicht sind viele auch schon immun geworden gegen die großen Fragen des Lebens.

Wovon wir am schlimmsten abhängig sind, ist die Logik der Politik und des kontrollierten Alltags. Wehe dem, der die gewohnten Bahnen der demokratischen Forderungen verlässt! Der Minimalismus der Ansprüche und die Ideologie des geringeren Übels sind so allgegenwärtig, dass die Vorstellung für die totale Freiheit zu kämpfen fast schon etwas Anachronistisches an sich hat. Und nein, ich versuche nicht den gesundheitlichen Aspekt herunter zu spielen. Es ist mir klar wie schädlich die Tschick ist und was ich meinem eigenen Körper antue und denen um mich herum die den Rauch einatmen. Und ja, auch ich finde es ekelhaft im Rauch zu stehen und keine Luft zu kriegen. Alles kein Ding. Aber wir machen jeden Tag extrem ungesunden Scheiss, der vom Staat vollkommen gedeckt wird. Wir fressen giftige Medikamente, minderwertiges Essen (ja klar wenn du die Kohle hast jeden Tag im Bioladen einzukaufen, dann ist das schön für dich Arschloch…), zermürbende Lohnarbeit, atmen Abgase und Feinstaub ein und verbringen eindeutig viel zu viel Zeit vor irgendwelchen Bildschirmen und Geräten. Wo ist eure scheiss Volksabstimmung zur Reduzierung der Lohnarbeit? Das wär doch mal was: Reduzierung auf maximal 20 Stunden bei vollem Lohnbezug… Kleiner Scherz, denn nicht einmal diese Forderung würde ich unterschreiben, weil ich keine Forderungen an die Politik stelle. Weil ich auf ihre scheiss Almosen und Zugeständnisse verzichten kann.

Es ist mir auch egal, was dabei herauskommt, ob es jetzt eine Volksabstimmung geben wird oder nicht. Ob das Rauchergesetz fällt oder bleibt, alles scheissegal. Denn ich weiss, dass bei solchen Diskussionen sehr viel Zeit draufgeht und Kräfte gebunden werden. Damit wir nicht auf die Idee kommen uns mit den wirklich wichtigen Fragen zu beschäftigen, damit wir weiterhin abgelenkt bleiben und uns mit sinnlosen, demokratischen Ersatzbeschäftigungen begnügen, wie der Teilnahme an einer Kampagne wie dieser…

Mein Fazit zu diesem ganzen Theater: Wenn das euer größtes Problem mit dieser Regierung und der Politik ist, dann mal gute Nacht Österreich. Und darauf werd ich mir erst mal eine anzünden, denn in einem Land wie diesem will ich eh nicht alt werden, ihr Arschlöcher!