Ein Studie über Ursachen, Motive und Ergebnisse
Die Bundespräsidentschaftswahl 2016 ist vorbei, van der Bellen hat knapp gewonnen und ein Präsident der rechten FPÖ wurde verhindert. Alles gut also, oder etwa nicht?
Die Wahlergebnisse und der anhaltende Rechtsruck in der österreichischen Gesellschaft veranlassten den Soziologen und Sozialwissenschaftler A. Narcho von der Universität Wien Ende Mai 2016 zu einer gesellschaftlichen Studie, die die Motive und Ursachen der jeweiligen Wählerschaft untersuchte und zu erstaunlichen Ergebnissen gelangt ist. Demnach ist sowohl bei den Grün- als auch bei den Blauwählern der Hauptgrund für ihre Entscheidung, die Unfähigkeit, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Im Vordergrund steht dabei ausnahmslos die Angst. Entweder vor dem „Verlust der Heimat und deren Werte“ oder der Angst vor einem rechten Bundespräsidenten.
Die verschiedenen Kategorien aus der zitierten Studie kurz zusammengefasst:
Van der Bellen – WählerInnen
Sie haben ihn entweder mit Bauchweh gewählt, weil er der einzige Kandidat neben Hofer war, also der Einzige, der „Hofer verhindern kann“. In diesem Fall sei zur weiteren Lektüre auf die Kategorie der Nicht-WählerInnen verwiesen. Eine andere Motivation für die Leute, diesen wirtschaftsliberalen Grünen zu wählen, ist die tatsächliche Überzeugung für einen van der Bellen, für „grüne Werte“ (übrigens auch hier Abschottung der EU vor wirtschaftlich nicht verwertbaren MigrantInnen), für wirtschaftliche „Freiheit“ oder für Bio-Fressen aus dem Supermarkt. Selbst viele Linksradikale und sogar „Anarchisten“, die den Staat ja eigentlich ablehnen, gingen zur Wahl, um für ihn zu stimmen, die klassische Wahl zwischen Pest und Cholera. Hier wird damit argumentiert, dass es sich dieses Mal ja um eine Schicksalswahl handeln würde (wie übrigens die letzte Wahl im Herbst 2015 und die davor, und die davor…) und man da auf allen Ebenen kämpfen müsste – auch (nur?) im Parlament. Aber jetzt sei der Faschismus ja abgewendet: van der Bellen hat mit überragender Mehrheit gewonnen! Fazit der Studie: Wie wir es auch drehen und wenden und von unterschiedlichen Seiten beleuchten: alles Deppen!
Hofer – WählerInnen
Sie wollen einen starken, charismatischen Mann, der sich für die Belange von „uns Österreichern“ einsetzt. Sie brauchen Einen, der ihrem Leben eine Richtung gibt, weil sie ihre jämmerliche Existenz selbst nicht ertragen können. Sie setzen sich zusammen aus Unentschlossenen, Protestwählern, offenen Nazis und Rechten und aus den Überresten, bzw. Überläufern der verwesenden Sozialdemokratie. Der Studie von A. Narcho zur Folge, sind die Hauptmotive bei ihnen: Angst vor Flüchtlingen, Angst vorm Verlust der österreichischen Identität und der Hoffnung, dass es „da Hofer scho wieder richten wird“. Auch sind sie der Idee auf den Leim gegangen, dass ein beliebiger Politiker tatsächlich für die eigenen Interessen eintreten, die eigenen Lebensumstände verbessern kann und das Wahlvieh nicht von vorne bis hinten verarschen wird (vgl.: van der Bellen-WählerInnen). Fazit: Auch Deppen!
Die Nicht – WählerInnen
Eine ganz besondere Gattung Mensch! Entweder von vornherein nicht wahlberechtigt, bewusst entschieden oder einfach verpennt – was sie vereint ist: sie waren nicht wählen. Eine Umfrage im Zuge der genannten Studie fand heraus, dass zwei Gründe vorherrschend sind: kein Interesse an dem Spektakel der Wahlen bis zur Verweigerung der Teilnahme daran und das Gefühl, von den Politikern lange genug verarscht worden zu sein. Eine zahlenmäßig weniger stark vertretene Gruppe von Nicht-WählerInnen sind demzufolge Jene, die sich bewusst gegen die „Lüge der Politik als solche“ entschieden haben und auch in ihrem Alltag, abseits vom Wahltag, dafür kämpfen, selbst über ihre unmittelbaren Belange entscheiden zu können. Auch einen längerfristigen Ausblick führt A. Narcho in seiner Studie aus. Seiner Meinung nach „müssten die Leute – wenn sie wirklich etwas verändern wollen – vom unbewussten NichtWählen zur aktiven Entscheidung, zur aktiven konkreten Handlung im Alltag übergehen.“ Er äußerte sich ablehnend gegenüber der bloßen theoretischen Kritik an den Wahlen, da dies zu wenig sei und stellt als mögliche Lösung „die Revolte, den Angriff und den Kampf gegen Herrschaft und Unterdrückung ganz Allgemein“ in den Raum.